Ein Sheltie und die Ausbildung im Schutzhundesport

oder: Bunny's Geschichte

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Bevor ich nun Bunny's Geschichte erzähle, erscheint es mir ganz besonders wichtig darauf hinzuweisen, dass der Schutzhundesport von heute und so wie wir ihn verstehen, nichts mit der sogenannten "Mannarbeit" von vor über 30 Jahren und dem "Scharf-Machen" bei zweifelhaften menschlichen Individuen zu tun hat.

Die meisten Anfänger oder Laien machen sich hier ja leider nicht die Mühe zu unterscheiden. Viele "Neulinge" auf dem Hundeübungsplatz antworten auf die Frage, was sie denn ihrem Hund beibringen wollen: "er soll gehorchen und er soll im Notfall meine Familie verteidigen".

Hierzu möchte ich folgendes anmerken:

1. Ein Hund kann nicht "lernen" die Familie zu verteidigen. Er wird dies - vorausgesetzt seine Erbanlagen sind positiv und er hat einen festen Platz im Familienverband, auf natürliche Weise von selbst tun. Dieses Verhalten lässt sich zwar fördern, abhängig ist es aber vom Charakter des Hundes und seinem angeborenen Schutztrieb.

2. Ein Hund, der auf dem Hundetrainingsplatz kräftig in den Schutzarm beißt, wird nur mit viel Mühe veranlasst werden können, in einen ungeschützten Menschenarm zu beißen. Diese "Beißhemmung" ist gerade bei selbstsicheren, kraftvollen Hunden sehr ausgeprägt und - wie der Schutztrieb - angeboren. Ohne diese Hemmung würden sich schon die Welpen gegenseitig verletzen und Junghunde sich zerfleischen. Sie ist demnach eine Lebensnotwendigkeit und lässt sich nur schwer verändern. Bei Diensthunden (Polizei) muss diese Eigenschaft konsequent abgebaut werden und jeder Diensthundeführer weiß, wie schwer das manchmal ist.

Beim sportlichen Schutzdienst ist dies glücklicherweise nicht nötig, denn hier darf der Angriff auf den Schutzarm des Helfers für den Hund ein herrliches Spiel  sein und bleiben, das ihn begeistert und seine Entwicklung in sehr positiver Weise fördern kann.

Die Beißhemmung ist eine sehr interessante Erscheinung, die natürlich auch im Verhalten anderer Tiere auftritt. Ohne diesen Faktor, der eigenartigerweise in der Literatur über die Wesensbeurteilung kaum erwähnt wird, würde das soziale Verhalten in Rudeln empfindlich gestört. Es ist deshalb als Symptom einer Verhaltensstörung zu werten, wenn die Beißhemmung nicht intakt ist oder nicht mehr den äußeren Verhältnissen angemessen funktioniert.

3. Der Helfer im Schutzhundesport von heute tritt gegenüber dem Hund nicht als "Feind" auf, sondern soll für diesen - nach dem Hundeführer natürlich - der beste Spielkamerad sein. Früher wurden auch Sporthunde oft über den Wehrtrieb, teilweise sogar über den Selbsterhaltungstrieb "aufgebaut und ausgebildet". Ein solcher Hund interessierte sich mehr für den Helfer wie für den Schutzarm und war nur sehr schwer sportlich zu führen. Bei den heute eingebauten Wesensprüfungen innerhalb einer Schutzhundeprüfung würde ein solcher Hund nicht einmal eine einzige Prüfung schaffen.

So wird heute in einer guten Ausbildung ein Hund über den Beute- und Spieltrieb ausgebildet und entwickelt so keinerlei Aggression gegenüber dem Menschen, im Gegenteil. Dies beobachte ich immer wieder auf dem Übungsplatz. Mein Mann ist Schutzdiensthelfer und wenn er - wie er dies schon sehr oft praktiziert hat - den Schutzärmel beiseite legt, kann er mit dem jeweiligen Hund der eben noch wie ein "Wilder" auf ihn losgestürmt kam, spielen und ihn selbstverständlich streicheln ohne dass dieser ihm etwas tun würde.

"Bunny" am Beginn seines Trainings. Der Schutzdiensthelfer trägt ein eigens für "Bunny's" Anfangstraining konzipierten Übungs-Schutzarm. Erst als "Bunny" sicher war, benutzten wir den korrekten Schutzhundärmel

Foto: Feldhoff    

Jedoch entwickelt der Hund bei einer wie oben beschriebenen Ausbildung im "Kampf um die Beute" Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit und Intelligenz und lernt gleichzeitig, auch im Augenblick höchster Erregung, bedingungslos den Befehlen seines Besitzers zu gehorchen.

Was ´können wir besseres für und mit einem Hund tun? Ein Hund der sich beim Schutzdienst unter Kontrolle halten lässt, fügt sich auch in jeder anderen Situation. Die Befürchtung, dass sportlich geführte Schutzhunde zu einer Gefahr für Menschen werden, ist bei einer solchen Vorgehensweise in der Ausbildung daher nach meiner Auffassung unbegründet. 

Der Grund hierfür liegt einmal am "Ausarbeiten" und dem richtigen "Ausleben" der angeborenen Leistungseigenschaften; aber auch an der besseren Bindung und Eingliederung des Hundes zu seinem Besitzer usw. Logisch oder nicht? Es gilt aber auch die Umkehr dieser Logik: wer selbst so schwach ist, dass er einen "scharfen Hund" braucht, hat im Hundesport nichts verloren. Denn auch und gerade beim Aufbau eines Junghundes sollten wir in jedem Falle ohne eigene heimliche Aggressionsgefühle vorgehen. Der Hundeführer darf sich nicht in Affekte hineinsteigern, sonst verliert er die Übersicht und macht Fehler auf Fehler.  Denn Schutzdienst kann nur erfolgreich sein, wenn der oder die Hundeführer dabei nicht nur ihren Hund, sondern auch sich selbst beherrschen. Dazu benötigt man vor allem Konzentrations- und Reaktionsvermögen und einen eigenen einwandfreien Charakter.  Wir, als Hundeführer, sollten also über der Sache stehen, sonst wächst sie uns über den Kopf.

Aber auch Hundeführer bzw. -besitzer, die ihren Hunden absichtlich den Kontakt mit anderen Menschen und Artgenossen verbieten, sind mit äußerster Vorsicht zu betrachten. Sie sind es letztendlich, die unseren Sport und damit auch unsere Hunde kritikfähig machen.

Und noch eines: nicht jeder Hund ist für den Schutzhundesport geeignet. Voraussetzung ist ein charakterfester, wesensstarker Hund, der schon als Welpe gefördert und geprägt wurde und dessen ursprünglich angeborenen natürlichen Triebe durch eine gute Zuchtauslese noch vorhanden sind. Es gibt genügend andere, wunderschöne Möglichkeiten für und mit dem Hund Sport zu treiben bzw. eine Ausbildung zu versuchen. Wichtig ist, dass man sich überhaupt mit dem Hund beschäftigt und dieser nicht zum "Hätschel-Objekt" oder zum "Zwinger-Gefangenen" missbraucht wird.

Die Hundesportgegner bezeichnen gerne die Schutzhundeausbildung als "unsinnige Schinderei", ohne allerdings in der Regel die höheren Bestrebungen und Ziele der Schutzhundeausbildung zu kennen und zu berücksichtigen. Wenn ich "Bunny", meinen kleinen Sheltie, "geschunden" hätte, wäre ich nie so weit gekommen mit ihm eine Prüfung zu bestehen.

Die Hundehaltung und Zucht ist m.E. mit Sicherheit ein wesentlicher Faktor, der bei dem Verhalten unserer Hunde gegenüber Menschen und Artgenossen ganz erheblich mitbestimmend ist. Hunde die z.B. ständig in Zwingern gehalten werden, entwickeln verständlicherweise mit der Zeit deutliche Abneigung gegenüber Menschen und ihren Artgenossen, die dann bei passender Gelegenheit zu aggressiven Angriffen führen können.

"Bunny" beim Übungsteil "Stellen und Verbellen". 

Unberechenbar reagieren aber auch ganz besonders nervenschwache, angstaggressive, wesensschwache oder verhaltensgestörte Hunde gleich welcher Rasse und Größe.  

Mit ein Grund ist sicherlich die Tatsache, dass heute ja mehr Wert auf sogenannte "Schönheit" und nicht mehr auf die Arbeits- und ganz besonders die Begleittauglichkeit unserer Hunde gelegt wird.

Hunde, die sich durch einen nervenfesten, unerschrockenen Charakter verbunden mit innerer Sicherheit und guter Auffassungsgabe auszeichnen, von freundlicher Grundstimmung sind und auch noch in punkto Schönheit dem Idealbild des jeweiligen Rassestandards sehr nahe kommen, verkörpern somit die Elite der Rassehundezucht. Und nicht etwa die ängstlich zitternden Welt- und Europa und sonstigen Schönheits-Champions.

 

Solche Hunde zu züchten, dahin sollten die Bestrebungen aller Züchter ausgerichtet sein.

 

Nun zu Bunny's Geschichte : ein Sheltie und die SchH 1

Die ganze Sache begann damit, dass wir meinten, nach ca. 5 Jahren Pause (wegen Hausbaus) wieder einmal auf den Hundeübungsplatz zu fahren um mit unseren Hunden etwas "Sinnvolles" zu tun. Da mein Mann mit der einzigen (altersmäßig) geeigneten Collie-Hündin arbeitete, entschied ich mich - damals notgedrungen - unseren kleinen schwarz-weißen Sheltie-Rüden zu nehmen. Das war Ende August 1987.

Am Anfang war die Sache mit Bunny nur als Spaß gedacht und diente dazu, dass ich nicht zu Hause bleiben musste oder auf dem Übungsplatz zum Zuschauer degradiert wurde. Aber schon nach wenigen Übungsstunden zeigte uns Bunny wie intelligent und gelehrig Shelties nun mal sind. Er begriff die Teile der sog. Unterordnung sogar schneller als unsere Collie-Hündin und es bereitete ihm auch sehr große Freude. So entschloss ich mich bei der im April 1988 stattgefundenen Prüfung mitzumachen und zu versuchen mit Bunny die Prüfung für den verkehrssicheren Begleithund zu schaffen.

Bunny war am Prüfungstag der einzige teilnehmende Hund in dieser Sparte. Aber der Richter nahm auch diese Prüfung sehr ernst, so dass wir wie in der Prüfungsordnung vorgesehen auch im Ort an den belebten Plätzen usw. geprüft wurden. Der Richter (Ausbilder der Polizeihundestaffel in Wiesbaden, Hessen) war begeistert von Bunnys gezeigten Leistungen und sagte dies auch bei der abschließenden Prüfungsbesprechung. Kein Wunder, dass Bunny die Prüfung mit Bravour bestand.

Da wir beide, Bunny und ich, bereits seitdem wir auf dem Übungsplatz arbeiteten, auch immer spaßeshalber beim Junghundehetzen mitgemacht hatten und Bunny hieran offensichtlich großen Spaß hatte, meinten meine Sportsfreunde ich solle doch mit Bunny versuchen weiter zu machen und die SchH 1 zu schaffen.

Mir war klar, dass hieß fast nach den Sternen greifen und bedeutete viel Einsatz, Mühe und Ausbildung auch und gerade für mich.  Denn mal beim Junghundehetzen in den Schleudersack zu beißen, sowie eine erfolgreich bestandene Begleithundeprüfung bedeuten nicht, dass ein Hund auch für die Ausbildung und das Bestehen einer SchH-Prüfung geeignet ist.  Denn gerade hier wird viel von einem Hund abverlangt. Er muss die Fähigkeit mitbringen mit der Nase zu arbeiten (Fährtenarbeit), des weiteren muss er auf der einen Seite absoluten Gehorsam zeigen und er muss von seinen Anlagen her für den Schutzdienst geeignet sein, sprich einen ausgeprägten Beute-, Spiel- und Kampftrieb mitbringen und einen nervenfesten unerschrockenen Charakter haben.

Ich möchte an dieser Stelle noch erläutern, dass es sich beim sog. Kampftrieb um einen ganz natürlichen Trieb oder Veranlagung handelt, der in jedem guten und nervenfesten Hund vorhanden ist. Kampftrieb bedeutet nichts anderes, als das Bestreben des Hundes die eigenen Körperkräfte mit einem Rivalen oder Spielkameraden zu messen, sei es im Spiel - wie beim Schutzdienst oder aber im Ernst. Voraussetzungen hierfür sind außerdem eine vorhandene innere Sicherheit und Unerschrockenheit sowie Mut - dieser basiert auf der Wesensverfassung und den Triebanlagen des Hundes und kann nicht durch Training erworben werden, der Beutetrieb, Spieltrieb und eine gewisse "Härte", sprich unlustvolle Empfindungen und Erlebnisse hinzunehmen ohne sich im Moment oder aber auf Dauer wesentlich beeindrucken zu lassen.

Um nun einmal zu verdeutlichen, was alles zu einer SchH-Prüfung gehört, werde ich nachfolgend die Teile der Prüfungsordnung wie sie zu Beginn von Bunny's Ausbildung galten in Kurzform wiedergeben und versuchen zu erläutern wo die Schwierigkeiten bei den zusätzlich zur Begleithundeprüfung verlangten Teilen für Bunny lagen.

"Bunny" bei dem Übungsteil "Überfall"

Foto: Illbeck    

Die SchH 1 Prüfung ist unterteilt in drei Abteilungen, nämlich Fährte, Unterordnung und Schutzdienst. Für jede Abteilung gibt es die Gesamtpunktzahl 100. Also können insgesamt 300 Punkte erreicht werden. Mindestens erreicht werden müssen zum Bestehen der Prüfung in Abteilung A - Fährte 70 Punkte, in Abteilung B - Unterordnung 70 Punkte und in Abteilung C - Schutzdienst 80 Punkte.

Zur Abteilung Fährte:

Hierbei muss der Hund eine vorher von seinem Führer gelegte Spur suchen. Die Fährte muss eine Länge von mind. 400 Schritten aufweisen sowie zwei rechte Winkel. Des weiteren muss die Fährte mind. 20 Minuten alt sein und der Hund hat zwei Gegenstände, die vorher vom Führer auf der Fährte abgelegt wurden aufzufinden und dies entweder durch Sitzen oder Liegen vor dem jeweiligen Gegenstand anzuzeigen. Er darf auch erst dann weiter suchen, wenn er vom Führer nach dem Auffinden eines Gegenstandes hierzu wieder aufgefordert wird.

Der Erfolg der Ausbildung zur Fährtenarbeit hängt in hohem Maße von der Exaktheit des Fährtenlegers und somit des Hundeführers ab. Dies steht in krassem Gegensatz zu der Vorstellung, welche sich Neulinge und auch unverbesserliche Dilettanten vom Legen einer Fährte machen. Sie sehen darin eine mit überraschenden Wendungen, häufigen Wechseln der Bodenstruktur und sonstigen Schikanen gespickte "Indianerspur". Eine derartige Fährte kann ausnahmsweise ein bewährter Hundeführer für einen vorzüglich ausgebildeten Hund anlegen. Beim regulären Training oder gar beim Aufbau eines Hundes und Führers kommt so etwas nicht in Frage. Jede Spur muss hier den Erfolg bringen, sonst verursacht sie nur Unsicherheit.

Bunny zeigte hierbei sehr viel Interesse und auch die hierzu notwendige Fähigkeit mit der Nase zu arbeiten. Denn ohne dies ist es hier nicht möglich überhaupt etwas zu erreichen. Bei dieser Sparte war ich der absolute Hemmschuh. Ich war am Anfang einfach unfähig mir zu behalten wo ich die Fährte sprich Winkel verlegt hatte. Sehr oft holte ich Bunny von der richtigen Spur zurück weil ich der irrigen Auffassung war er sei falsch. Dadurch verunsicherte ich ihn natürlich wieder. Ich musste mir lange Zeit die berechtigten Vorwürfe und Tadel meiner Sportsfreunde gefallen lassen. Die aber trotz allem viel Geduld mit mir bewiesen und es letztendlich doch geschafft haben, dass auch ich "fit" hierfür wurde und mehr Vertrauen zu der Suchfähigkeit meines Hundes gewann. Hieran sieht man schon, dass es eben doch ein Team ist, welches hier eine bestimmte Leistung - Prüfung - erreichen will.

"Bunny" beim Übungsteil "Stellen und Verbellen" aufgenommen am Prüfungstag

Die Unterordnungsleistungen bestehen aus:

1. Leinenführigkeit und Unbefangenheit (15 Punkte)

2. Freifolge (20 Punkte)

3. Sitzübung (10 Punkte)

4. Ablegen in Verbindung mit Herankommen (10 Punkte) - alle diese Übungen musste Bunny schon bei der BH-Prüfung absolvieren. Neu war jetzt: 

5. Bringen eines Bringholzes auf ebener Erde (10 Punkte): Hört sich einfach an, ist es aber nicht, da die Ausführung genauestens vorgeschrieben ist. Der Hund hat die Grundstellung einzunehmen, während der Führer das Bringholz ca. 8 Schritte weit weg wirft. Auf Kommando erst hat der Hund sodann das Holz schnell aufzunehmen und zurückzubringen, vor dem Führer vorzusitzen und das Bringholz solange festzuhalten, bis der Führer ihm das Kommando erteilt es ihm zu überlassen. Sodann hat der Hund - aber auch erst wieder auf Kommando - die Grundstellung einzunehmen. Der Hund darf weder mit dem Bringholz spielen oder knautschen, sondern die Ausführung hat in absoluter Ruhe zu erfolgen.

Das Apportieren ist eine der schwierigsten Übungen, die im Hundesport verlangt werden.  Das hängt damit zusammen, dass viele Komponenten darin enthalten sind, die beim Hund unterschiedliche Stimmungen auslösen. Der Hundeführer wirft das Bringholz, der Hund möchte nachrennen, muss aber warten. Jetzt ertönt das ersehnte "Bring" und er startet wild. Mit einem Sprung stürzt er sich auf das Bringholz (seine Beute) wobei seine "Jagdstimmung" ihren Höhepunkt erreicht. Er kriegt Lust, das Bringholz - seine Beute - zu packen, beißen, schütteln und spielerisch in die Luft zu werfen. Dann möchte er es festhalten, pressen und drücken. Aber er darf dies alles nicht sondern muss es brav aufnehmen. Er darf es auch nicht in eine stille, bergende Hecke oder in ein Gebüsch tragen, sondern muss es dem Hundeführer bringen, dort sitzen und was er so schön gefangen hat, ausgeben.

Auch gerade für Shelties, da sie sehr verspielt sind, ist diese Übung nicht immer ganz einfach. So wusste ich auch nie, welchen Tag Bunny gerade erwischt hatte. Bringt er das Bringholz korrekt oder macht er Spielereien. Dies ist eine große Unsicherheit bei einer Prüfung, denn es können dann wertvolle Punkte verloren gehen, wenn er einen schlechten oder besser gesagt einen verspielten Tag erwischt.

6. Bringen eines Bringholzes über eine 1m hohe Busch-Hürde (15 Punkte) Ausführung wie zu 5. Hinzu kommt jedoch noch der Sprung über die Hürde hin und zurück mit dem Bringholz im Fang. Der Hundeführer darf bei beiden Übungen übrigens nie seine Grundstellung verlassen oder gar dem Hund Hilfen geben.

Der Sprung über die 1m hohe Hürde ist, wie man sich wohl unschwer vorstellen kann, für einen Sheltie wie Bunny mit einer Schulterhöhe von 36,5 cm (Idealgröße für einen Sheltie) keine einfache Sache. Man muss sich vor Augen halten, dass die sonst üblichen Gebrauchshunderassen eine Widerristhöhe von mind. 50 cm und mehr haben. Außerdem hat bei der Prüfung jegliches Streifen oder Aufsetzen auf der Hürde Punktabzug zur Folge.  Weiterhin beachtet werden muss, dass das übliche Bringholz ein Gewicht von ca. 650 g hat. Ansonsten zeigte aber Bunny bei dieser Übung immer von Anfang an mehr Ernst als beim Bringen auf ebener Erde.

7. Voraussenden mit Hinlegen (10 Punkte): Bei dieser Übung muss der Hund auf Kommando ca. 30 Schritte in Geradeaus-Richtung und schneller Gangart weiterlaufen, während der Führer stehen bleibt. Er hat sodann auf Kommando des Führers unverzüglich "Platz" zu machen mit Blickrichtung zum Hundeführer und dort zu verbleiben, bis ihn der Hundeführer - aber dies auch erst wieder auf Anweisung des Richters - dort abholt.

Für Bunny eine kleine Schwierigkeit, da er viel lieber neben mir bleiben wollte, als sich soweit alleine fortzubewegen. Nicht aus Angst, sondern aus lauter Anhänglichkeit und gemäß seiner Wesenszüge.

8. Ablegen des Hundes unter Ablenkung (10 Punkte) - auch diese Übung kannte Bunny schon von seiner vorhergehenden Prüfung.

Die meisten Übungen, welche eine Prüfungsordnung verlangt, setzen sich aus unterschiedlichen Übungsteilen zusammen, die oft ganz gegensätzliche Stimmungsbereiche im Hund berühren. Das komplexeste Beispiel dafür ist wohl das Apportieren. Bei allen für den Hundeführer und den Hund neuen Übungen sollte genügend Zeit für die Angewöhnung bzw. das Erlernen eingeräumt werden. Es geht in erster Linie darum, den Hund auf den Vorgang einzustimmen und sein Interesse zu wecken. Es wäre falsch, bei einem Hund drei Dinge auf einmal erreichen zu wollen. Möchten wir ihm z.B. beibringen, dass er suchen soll, legen wir nicht in seiner Abwesenheit einen Gegenstand aus, wir tun dies vielmehr vor seinen Augen. Dann halten wir ihn kurze Zeit zurück. Er wird alsdann mit sehr großer Wahrscheinlichkeit anfangen zu suchen und wir haben die Gelegenheit dabei das Hörzeichen "Such" zu geben und dessen Verknüpfung mit der Suchhandlung zu vertiefen. Dies gilt genauso für die anderen Übungsteile.

Der Hund ist außerdem ein Gewohnheitstier. Über die Angewöhnung lässt sich deshalb vieles bei ihm erreichen. Gerade deshalb müssen wir darauf bedacht sein, dort wo er sich etwas nicht angewöhnen soll, für ständige Abwechslung zu sorgen. Die Neigung sich etwas anzugewöhnen hängt mit dem außerordentlichen guten Gedächtnis des Hundes zusammen. Mit der Gewöhnung sinkt oft auch die Aufmerksamkeit. Gehen wir z.B. unsere Hörzeichen ständig wie Kommandos - laut und stur - aber ausdruckslos, reagiert der Hund bald recht lustlos darauf. Wechseln wir jedoch Lautstärke und Ausdruck, wird der Hund aufmerksam bleiben. Wie immer eine Übung angelegt wird, bedarf sie doch vielfacher Wiederholung bevor gesagt werden kann, nun sitzt die Aufgabe.

Die einzelnen Übungen sind kurz zu halten und nicht am gleichen Tag zu wiederholen. Am besten hört man jeweils auf, wenn es besonders gut geht oder wenn ein kleiner Erfolg zu verzeichnen ist. An Tagen, da nichts gelingen will, bricht man besser ab oder geht zu einer Arbeit über, die der Hund sehr gern verrichtet. Oft wenig verlangen ist weit besser als selten zu üben und dabei zu hohe Anforderungen an die Ausdauer zu stellen. Das Ziel jeder Übung ist kein Lehrvorgang nach menschlichem Muster. Wir bringen den Hund lediglich dazu in einer gegebenen Situation unter dem Einfluss von bestimmten Hör- und Sichtzeichen stets das gleiche Verhalten zu zeigen. Aber vor allem anderen - wie auch meine Ausführungen zu meiner eigenen Fährtenarbeit beweisen - die Führerausbildung geht vor.

Bunny lernte die neuen Teile der Unterordnung sehr schnell und sehr gut. Wichtig war immer, ihn darauf einzustellen, dass in der Arbeit ja doch ein gewisser Ernst steckt. Da Shelties dazu neigen, sehr verspielt zu sein, kommt es auf das Fingerspitzengefühl des Hundeführers an, ihm wie gesagt den notwendigen Ernst an der Sache aufzuzeigen aber gleichzeitig nicht dazu zu neigen, nun nur noch mit "Drill" zu arbeiten. Es war auch für mich am Anfang nicht leicht, das richtige Mittelmaß hierfür zu finden.

 

Zur Abteilung Schutzdienst:

Hier muss der Hund auf Kommando zu dem Versteck laufen, in dem sich der Helfer befindet, sich vor diesen setzen und ihn anhaltend verbellen. Auf Anweisung des Richters hat der zurückgebliebene Führer den Hund dort abzuholen. Sodann geht der Hundeführer mit seinem Hund in Richtung eines weiteren, ca. 50 Schritt entfernten Versteckes des Helfers. Der Helfer tritt plötzlich heraus - auf Anweisung des Richters - und greift den Führer zum Schein an. Der Hund hat sofort zu fassen - in den sog. Schutzarm - d.h. dieser ist für Bunny nur durch einen gezielten und sicheren Sprung zu erreichen, so dass er sodann während der gesamten Kampfhandlung mit allen vier Beinen in der Luft befindet. Dies nur um zu verdeutlichen, um wie viel schwieriger es für einen kleinen Sheltie ist.

Bei dieser "Kampfhandlung" erhält der Hund zwei Schläge mit dem Stock des Helfers. Auch dies kann ein Hund nur verkraften, wenn er sich voll auf seine Kampfhandlung (wohl gemerkt "Beute reißen" = hier der Schutzarm) konzentriert, denn dann spürt er diese Schläge noch nicht einmal. Bei der Prüfung wurde Bunny punktemässig abgezogen, dass die Schläge vom Helfer bei ihm nicht so stark ausgefallen waren wie bei einem Schäferhund!

Sobald der Helfer die Kampfhandlung einstellt, hat der Hund entweder selbstständig oder aber auf Kommando des Führers auszulassen.

"Bunny" beim Übungsteil "lange Flucht". Wie man unschwer erkennen kann, hängt "Bunny" frei in der Luft, was bei der Größe Schutzdiensthelfer zu Hund nicht anders zu erwarten ist. 

Foto: Illbeck  

Er muss jedoch beim Helfer verbleiben, diesen im Auge behalten und darf auf gar keinen Fall zum Führer zurückkehren. Sodann begibt sich der Führer zu seinem Hund - sobald er hierzu die Anweisung des Richters bekommen hat - hält diesen am Halsband fest, während sich der Helfer in gerader Richtung und schneller Gangart sowie drohenden Bewegungen entfernt. 

Nach ca. 50 Schritt und auf Anweisung des Richters schickt der Führer seinen Hund hinterher. Wiederum auf Anweisung des Richters mus nun der Helfer dem Hund mit drohenden Bewegungen und Vertreibungslauten entgegenlaufen. Der Hund hat wieder zu fassen. Nach kurzem Bedrängen durch den Helfer stellt dieser die Kampfhandlung ein. Bedrängen heißt, der Helfer geht gegen den Hund, dieser darf sich hiervon nicht beeindrucken lassen sondern muss weiterhin um den Ärmel (=Beute) kämpfen. Erst wieder auf Anweisung des Richters begibt sich der Führer zu seinem Hund, welcher solange beim Helfer zu verbleiben hat, nimmt, während er Hund abzuliegen hat, die "Entwaffnung" (=Stock) des Helfers vor. Sodann erfolgt ein Seitentransport zurück zum Richter. Dieser sieht so aus: Links der Helfer, in der Mitte der Hund und rechts der Hundeführer. Der Hund hat hier wieder absolut ruhig bei Fuß zu gehen, darf den Helfer aber nicht aus den Augen lassen, wobei jedoch jegliches weiteres Zufassen oder Knabbern am Ärmel während dieses Übungsteiles absolut verboten sind und selbstverständlich Punktabzug zur Folge hätten.

Bei all diesen Kampfhandlungen hat der Richter auch den sogenannten Kampftrieb zu beurteilen. Es gibt hier die Beurteilungen: nv = nicht vorhanden; vh = vorhanden und a = ausgeprägt.

Zum Punkt Schutzdienst bleibt zu sagen, hier muss ein Hund gleich welcher Rasse die notwendige Veranlagung mitbringen, sonst übt man und übt man und es kann nichts daraus werden. Außer dass man, gesetz den Fall man will es mit der Brechstange erreichen, den Hund zu sehr überfordert oder aber der Hund zum unkontrollierten Beißer wird. Aber es gehört auch ein Helfer mit viel Einfühlungsvermögen und der Liebe zum Hund, gerade auch bei einem Sheltie, dazu. Weiterhin muss der Helfer die richtige Einstellung mitbringen und ohne viel Spaß und Freude an der Sache wäre es auch nicht möglich. Denn die richtigen Hundesportler wollen keine "scharfen Hunde" sondern mit Freude und Spaß etwas mit ihrem Hund leisten.

Ein Sheltie ist aber, wie man sich unschwer vorstellen kann, bei den Übungen nicht mit einem Schäferhund o.ä. zu vergleichen und man muß ganz anders und vorsichtiger als Helfer tätig sein. Außerdem muß der Helfer in der Lage sein ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Für einen Sheltie äußerst wichtig, da er ja bei den Übungen lange Zeiten mit dem Helfer alleine ist und keinerlei Unterstützung von seinem Hundeführer erhalten kann. Dies schafft natürlich auch nur ein Helfer, der sich auf jeden neuen Hund und dessen ganz eigenen Wesenszüge, gleich welcher Rasse dieser ist, einstellen kann. Sogenannte "Prügelknaben" sind hier absolut fehl am Platz.

Aber Bunny und ich hatten solche wirklich guten Helfer und ihrer hervorragenden Ausbildung war es zu verdanken, dass Bunny auch hier immer besser wurde und sie ihn am Ärmel frei hängend in der Luft herumschleudern konnten. Man sah dann beiden Akteuren an, dass es ihnen sehr viel Freude bereitete miteinander zu arbeiten.

"Bunny" beim Übungsteil "Überfall mit anschließender Flucht des Helfers". Mittlerweile trägt der Helfer seine gewohnte Schutzhose und auch den "normalen" Schutzarm. 

Nach ca. einem 3/4 Jahr in der Ausbildung für die SchH 1 meinte der Übungswart dass wir jetzt beide soweit wären um an der nächsten Prüfung mitzumachen und unser Glück zu versuchen. Ich freute mich schon sehr darauf.  Bis hierin war alles ohne große Probleme verlaufen. Aber die erste große Enttäuschung kam ca. 4 Wochen vor dem Prüfungstermin und hätte mich beinahe ganz zum Aufgeben gezwungen.  Wir übten auf dem Übungsgelände immer mit mehreren Hunden gleichzeitig um sie an Ablenkung zu gewöhnen. Wir achteten hierbei immer darauf, dass nur untereinander verträgliche Hunde zusammen auf dem Übungsgelände waren. Aber an diesem Tag war ein "Platzfremder" mit seiner nervlich nicht einwandfreien Schäferhündin anwesend und übte zur gleichen Zeit wie ich mit Bunny. Wir waren gerade bei dem Übungsteil "Bringen auf ebener Erde", als Bunny dabei war, das von mir geworfene Bringholz aufzunehmen und zu mir zurückzubringen, da stürzte sich diese Schäferhündin ohne Grund und Vorwarnung und aus ca. 10 m Entfernung auf Bunny und begrub ihn unter sich. Seiner Wendigkeit und Schnelligkeit war es zu verdanken, dass er sich unter ihr befreien konnte und ohne größeren körperlichen Schaden zu nehmen davonlaufen konnte. Bunny rannte los in Richtung Ausgang und auf den vor dem Übungsgelände befindlichen Feldweg. Die Schäferhündin gefährlich knurrend hinter ihm her. Ich wollte ihn zurückrufen, aber ein Sportsfreund, der gerade neben mir geübt hatte, hielt mich davon ab mit den Worten: "lass ihn erst mal laufen, dass ist seine einzige Chance, aber lauf ihm nach". Hinterher war ich ihm hierfür sehr dankbar, denn Bunny schaffte es den Ausgang zu erreichen während die Schäferhündin von den dort befindlichen Hundesportlern festgehalten werden konnte.

Auf der Straße vor dem Übungsgelände kam Bunny gleich wieder zu mir. Aber er war total schockiert und zitterte am ganzen Körper vor Aufregung. Er war ja auch gerade "dem Tode entronnen".

Der Besitzer der Schäferhündin hatte es weder nötig sich nach dem Befinden von Bunny zu erkundigen noch sich für den Vorfall überhaupt gebührend zu entschuldigen. Nein, er war auch noch der Meinung, dass dies eben mal passieren kann unter Hunden und dass das Verhalten seines Hundes völlig normal und richtig war! Das war wirklich der einzige Moment während der gesamten Ausbildung, wo ich es bedauerte, dass Bunny eben doch "nur" ein Sheltie ist.

Für Bunny bedeutete dieser Vorfall nicht nur das "Aus" für die Prüfung, denn er hatte auf einmal Angst überhaupt auf das Übungsgelände zu gehen, geschweige denn mit Schäferhunden in Kontakt zu kommen. Des weiteren wollte er sich bei den Übungen auf gar keinen Fall mehr von mir lösen.  Wenn ich nicht so viele wirkliche Freunde unter den Hundesportlern gehabt hätte, hätte ich wohl in diesem Moment aufgegeben.  Aber wir übten mit Bunny. Eine Schäferhundzüchterin und Sportsfreundin stellte ihr in der Nähe befindliches Grundstück sowie ihre wesensmäßig einwandfreien Hunde zur Verfügung um sie zusammen mit Bunny laufen zu lassen und Bunny ganz langsam wieder an Schäferhunde und daran zu gewöhnen, dass nicht alle gefährlich sind. Das sich von mir Lösen bei Übungsteilen erreichten wir aufgrund des guten Gespürs unseres Schutzdiensthelfers im Schutzdienst, dem einzigen Teil der Übungen auf dem Übungsgelände, der Bunny noch Freude bereitete.

Ich habe über einen sehr langen Zeitraum mit Bunny auf dem Übungsgelände ansonsten nur gespielt bzw. mit sehr viel Spiel "gearbeitet" und ihn ganz langsam wieder zwischen den anderen Hunden gehen lassen um seine alte Sicherheit wieder aufzubauen. Und meine Geduld und Ausdauer beim Wiederaufbau sowie die tätige Mithilfe meiner Sportsfreunde lohnte sich. Bunny legte seine aus diesem Schockerlebnis resultierende Angst mit der Zeit ab und arbeitete wieder völlig normal und sicher auf dem Übungsgelände.

Nach etwa einem Jahr nach dem Vorfall war wieder eine Prüfung und ich wollte mit Bunny daran teilnehmen. Da ich ja alles etwas "schleifen gelassen hatte" fing ich ca. 8 Wochen vorher an mit Bunny mind. 3 x in der Woche zu üben (d.h. alle Teile der SchH 1). Bei auftretenden Fehlern war ich sehr streng zu ihm. Ich wollte doch unbedingt die Prüfung schaffen. Am Tag der Prüfung zeigte mir Bunny, dass dies für ihn so nicht der richtige Weg war. Ich hatte einfach zu "hart" mit ihm gearbeitet und die Freude bei der Sache vergessen. Dies wird gerade auch von unseren Rassen nun mal nicht vertragen und sie werden es dem der es trotzdem tut auch früher oder später "gebührend honorieren".

Für mich war dies der Prüfungstag. Bunny schaffte zwar noch mit Leichtigkeit und einer sehr guten Punktzahl die Abteilung Fährte und auch die Sparte Schutzdienst war überhaupt keine Hürde für ihn an diesem Tag. Aber bei der Unterordnung patzte er total und zeigte mir und dem Richter welch ein kleiner Clown er doch sein kann. Er muss gespürt haben, dass ich ihn an diesem Tag noch nicht einmal dafür schelten konnte. Weshalb auch - schuld war ja nur ich. Dies hat er mir auf seine Art gezeigt. Ich hoffe, dass ich diese Lektion nie vergesse, solange ich Collies und Shelties ausbilde.

Wir beide nahmen uns aber auf jeden Fall die nächste stattfindende Prüfung vor und wollten es nun auch beide besser machen.

Aber es kam wieder ganz anders! Denn ca. 1/4 Jahr später veränderte sich die Führung (=Vorstand) dieser SV-OG bei der wir mit unseren Hunden tätig waren. Die neuen Leute wollten auf einmal keine Hunde anderer Rassen oder Mischlinge mehr unter sich haben und zeigten es den Besitzern auch sehr deutlich. Aber jetzt aufgeben wollten wir auch nicht, zumal uns das Arbeiten mit unseren Hunden überhaupt Freude bereitete. Mit Hilfe unserer gebliebenen Sportsfreunde fanden wir dann auch eine andere OG bei denen wir neu anfangen konnten. Natürlich hieß das für Bunny und mich wieder ein neuer Übungsplatz, ein neuer Ablauf, denn gerade bei bestimmten Übungen in der Unterordnung bzw. dem Schutzdienst spielt das neue Gelände eine wichtige Rolle, der Hund und selbstverständlich auch der Hundeführer müssen sich auf einen neuen Übungsablauf einstellen. Des weiteren kamen die neuen Hunde und ganz besonderes die neuen Leute, denen wir beide beweisen mussten, dass wir etwas konnten, hinzu. Schon nach kurzer Zeit waren dort aber alle von Bunny begeistert und sie haben alle am Prüfungstag mitgefiebert und gehofft, dass wir als Krönung für unsere Ausdauer und unsere Leistungen in den Übungsstunden nun auch die Prüfung schaffen würden.

 

Die Fotos zeigen "Bunny" bei seiner "zweitliebsten" sportlichen Beschäftigung:

dem Turnierhundesport !

Am Tage nach seiner SchH 1-Prüfung nahm er mit dem auf den Fotos oben abgebildeten Alexander Schäfer an einem Breitensportturnier teil und belegte in der gestarteten Klasse den 1. Platz !

Nach ca. einem weiteren halben Jahr auf dem neuen Übungsplatz nahmen wir uns vor, an der dort im Mai stattfindenden Prüfung teilzunehmen. Aber da irgend jemand der Meinung war, Bunny und ich sollten es nicht so leicht haben, mussten wir vorher wieder eine neue Hürde überwinden. Denn zwischenzeitlich gab es eine neue Prüfungsordnung. Nun musste Bunny im Schutzdienst auch noch lernen erst ein leeres Versteck anzurevieren. D.h. er wird aus ca. 25 Schritt Entfernung dorthin geschickt um sich zu vergewissern, dass dort kein Helfer versteck ist. Erst dann kommt der bisherige Ablauf, aber jetzt insgesamt mit abgeleintem Hund. Bei der Unterordnung hat man bei der Leinenführigkeit und der Freifolge die Schrittfolge insgesamt geändert und schwieriger gestaltet. Zusätzlich wurde noch eine Kehrtwendung und ein Halt mit eingebaut. All dies mussten wir beide erst noch dazu lernen, bevor es dann soweit war, dass wir erneut unser Glück bei einer Prüfung versuchen konnten.

Ich muss dazu sagen, dass ich am Morgen des Prüfungstages eigentlich gar nicht aufstehen wollte, da ich eine starke Erkältung hatte. Aber die Aussicht dann wieder ein weiteres halbes Jahr mind. warten zu müssen bis zur nächstmöglichen Prüfung trieb mich doch an.

Bei der Wesens- und Unbefangenheitsprobe, welche jeder Prüfung vorausgeht, fragte mich der Richter dann zu welcher Rasse Bunny gehören würde. Ich sagte ihm dass dies ein Sheltie sei. Daraufhin wollte er wissen, ob dies eine anerkannte Rasse sei. Ich sagte - nun schon langsam nervös werdend, dass dies sehr wohl eine anerkannte Rasse sei. Dann wollte er noch wissen, wie ich ihm beweisen wolle, dass dies der Hund sei, der zur Prüfung gemeldet sei. Ich sagte ihm dass ich dies nicht könne, da Bunny leider nicht tätowiert sei. Er ließ mich dann aber trotzdem mit der Fährtenarbeit beginnen.

Nun war ich aber aufgrund dieser Fragen und der Art des Richters völlig mit den Nerven fertig und tat etwas, war mir schon seit über 1 1/2 Jahren nicht mehr passiert ist, ich holte Bunny am Winkel von der vermeintlich verkehrten Spur zurück und setzte ihn neu an. Aber Bunny war wie immer richtig gewesen!! Dieser Fehler kostete uns natürlich eine Menge - nämlich 7 - Punkte und war für meine angeschlagenen Nerven nicht gerade förderlich. Trotz allem schafften wir diese Sparte dann noch mit 85 Punkten. Gut tat mir dann das aufmunternde Zureden meiner Sportskameraden.

Als ich mich dann mit Bunny bei dem Richter zur Unterordnung meldete, kam von diesem wieder die provozierende Frage, wie ich ihm jetzt beweisen wolle, dass dies der Hund von vorhin sei. So etwas trifft an der verkehrten Stelle und gerade an einem solchen Tag und ist auch nicht dazu geeignet, dass man die ganze Sache ruhiger angehen könnte. Trotz allem verlief die Unterordnung - bis auf einige Konzentrationsschwierigkeiten bei mir relativ unproblematisch. Bunny und ich leisteten uns nur kleinere Fehler und mit immerhin drei ohne jegliche Beanstandung abgeleisteten Prüfungsteilen und dem Erreichen von insgesamt 83 Punkten waren wir beide hoch zufrieden. Unsere Freunde, die vor dem Vereinsheim standen und zusahen, zitterten regelrecht mit, da er ja bei diesem Teil das letzte Mal "gepatzt" hatte. Hinterher munterten sie mich dann mit den Worten auf: "den Schutzdinest macht Bunny doch mit links".

Und so war es dann auch. Wir schafften diesen Teil mit ganzen 89 Punkten und dem Prädikat Kampftrieb a = ausgeprägt. Wie ich meine, für einen Sheltie, der zudem von diesem Richter nichts geschenkt bekommen hat, eine enorme Leistung.

Zu bemerken bleibt noch, dass sich Bunny bei der Unterordnung die äußere Kralle der linken Pfote halb abgerissen hatte und er schon bei der restlichen Unterordnung gehumpelt hat. Als er dann den Schutzdienst mit der abschließenden langen Flucht beendete, blutete und humpelte er doch sehr stark. Aber all das ist vergessen, in dem einen Moment, wo der Richter einem mitteilt, dass man die Prüfung geschafft hat. Schön ist auch, wenn man spürt, dass man Freunde hat, die mitfiebern und einem den Erfolg von ganzem Herzen wünschen und gönnen und die zudem noch die an diesem Tag notwendige seelische Unterstützung liefern. Denn an diesem Tag war für alle dort Anwesenden keine Prüfung so wichtig wie die von Bunny und mir.

"Bunny" inmitten seiner "Trainingspartner"; das Foto entstand nach erfolgreich bestandener BH-Prüfung. 

Ich muss sagen, im Nachhinein hat sich die Ausdauer und der Einsatz (trotz aller Widrigkeiten) doch gelohnt und es macht einen großen Spaß einen solchen Hund besitzen und mit ihm arbeiten zu dürfen. Mein Mann meint immer, egal was ich von Bunny verlangen würde, er würde es für mich tun. Ich aber denke und glaube, wir zwei, Bunny und ich, sind ein Team. Und auch nur so ist eine solche Leistung überhaupt möglich. Die Beziehung zwischen Hund und Hundeführer muss stimmen, man braucht aber auch viel Geduld, Liebe und die Fähigkeit sich und dem Hund die Freude an der Arbeit zu erhalten.

Bunny und ich hoffen, damit aber auch bewiesen zu haben, dass Hunde gleich welcher Rasse und Größe, wenn sie einen guten und nervenfesten Charakter besitzen zu solchen Leistungen fähig sind und es ihnen sehr große Freude bereitet zusammen mit ihrem Besitzer etwas "Sinnvolles" zu tun. Und das alles ohne zum sog. "Beißer" o.ä. zu werden. Denn diese Meinung ist gerade auch in unseren Reihen leider noch immer weit verbreitet. All diese Leute laden wir gerne ein, um ihnen zu beweisen, dass Bunny noch immer - trotz der Arbeit auf dem Hundeplatz und ganz besonders dem Schutzdienst - seinen liebenswerten Sheltiecharakter behalten hat.

Ein guter, charakterlich und nervlich einwandfreier Hund und ein ebensolcher Hundeführer bzw. Ausbilder, dann macht die Ausbildung beiden Spaß und auf den Erfolg muss man auch nicht umsonst warten.

Ich möchte hiermit die Möglichkeit nutzen, anderen über meine Erfahrungen bei der Ausbildung mit einem Sheltie zu berichten. Jedoch ist dies ganz allein Bunnys Geschichte, denn grau ist alle Theorie. Und stehe ich zum ersten Mal wieder vor einem neuen Sheltie für die Ausbildung, so beginnt auch für mich wieder ein neues Abenteuer welches zu bestehen gilt.  Und genauso wird es Ihnen ergehen. Aber wer Zeit und Geduld aufbringt, sich mit dem erkorenen Vierbeiner regelmäßig zu beschäftigen, wird sich die Lösung aller Fragen selbst erarbeiten können. Es werden ihm dabei zwar Fehler unterlaufen. Doch solange er diese nicht dem Hund anlastet sondern sein eigenes Versagen erkennt, schadet dies nicht.

Es ist gut zu wissen, dass der Hund an sich gar keine Fehler zu machen in der Lage ist. Er reagiert höchstens anders als wir es uns wünschen und erhofften. Dieser Gedanke und dieses Wissen sollte uns immer und zu jeder Zeit vor unbedachten Handlungen bewahren und uns helfen, das Geduldsspiel einer Hundeausbildung am Ende zu gewinnen.

Deshalb bleibt mir und Bunny zum Schluss noch all jenen von ganzem Herzen zu danken, die maßgeblich an diesem Erfolg mitbeteiligt sind und ohne die es diesen wunderschönen Erfolg nicht hätte geben können. Sowie all jenen Glück, Ausdauer und viel Freude und Erfolg zu wünschen, die sich ähnlich betätigen wie wir.

 

Foto und Zeitungsartikel nach erfolgreich bestandener SchH 1 - Prüfung. Der Collie links von "Bunny" ist übrigens "Colja vom Ohmtalteufel", der an diesem Tage zum 3. Mal die BH-Prüfung bestanden hatte.

 

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©: Beate Alexander 2002